18.09.2023
Grüne Designstücke von ZweckZwei im LEBI-Laden
Im Gleisdorfer LEBI-Laden in der Franz-Josef-Straße 2 sind nun auch kreative Designstücke von ZweckZwei erhältlich. Das Besondere: Sie bestehen aus industriellen Reststoffen, die somit einen neuen oder eben „zweiten“ Zweck bekommen. Gefertigt werden sie regional in sozialökonomischen Betrieben wie in der Näherei der Chance B. Ein Teil der Verkaufserlöse fließt zurück in den LEBI-Laden, um Grundnahrungsmittel zur günstigen Weitergabe an die Kund:innen zukaufen zu können. Bei der Eröffnung des neugestalteten Shops am 15. September 2023 gab es einen inspirierenden Impulsvortrag über Kreislaufwirtschaft und die Auswirkungen des ökologischen Fußabdrucks von Wolfgang Pekny, Umweltaktivist und Gründer der Plattform Footprint. Demnächst sollen im LEBI-Laden regelmäßig Workshops und Vorträge rund um einen nachhaltigen Wandel stattfinden. Dafür wurden Themenvorschläge von den Eröffnungsgästen eingeholt, die man miteinbeziehen wird.
Vom Reststoff zum funktionellen Serienunikat – im neugestalteten LEBI-Laden der Chance B erkennt man, welches Potenzial in vermeintlichen Abfällen von der industriellen Fertigung steckt. Am 15. September 2023 eröffnete hier ein eigener Shop-Bereich von ZweckZwei. Die Initiative verschafft verschiedensten Restmaterialien von steirischen Produktionsbetrieben einen zweiten Zweck, indem daraus neue hochwertige Produkte mit Designanspruch gestaltet werden: von Bücher- oder Weinregalen aus Kartonhülsen über Lampen mit Restringen aus der Dichtungsherstellung bis hin zu Taschen aus Airbags. Die Fertigung erfolgt in Kleinserie und regional in sozialökonomischen Betrieben wie in der Näherei der Chance B. Ein wesentlicher Aspekt für die Zukunft ist die Einbeziehung von regionalen Unternehmen und Kreativen in die weitere Produktentwicklung. Ein Teil der Erlöse aus dem Verkauf der außergewöhnlichen Designstücke fließt zurück in den LEBI-Laden: konkret in den Zukauf von Grundnahrungsmitteln, die zu günstigen Preisen angeboten werden. Ein weiterer Teil der Verkaufserlöse geht an die erzeugenden sozialökonomischen Betriebe. Durch die Kooperation entsteht somit ein ökologischer als auch ein sozialer Mehrwert für die Menschen in der Region.
Ökologisch, regional und sozial
„Statt Reststoffe aufwändig zu recyceln oder einfach zu entsorgen, geben wir ihnen im Sinne der Kreislaufwirtschaft ein zweites Leben. Nach der Reparatur die nachhaltigste Form der Kreislaufwirtschaft. Den Betrieben selbst fehlen oft die Ideen oder die Ressourcen, aber vor allem die Sicht auf andere Reststoffe, um diese wertvollen Ressourcen weiterzuverarbeiten“, sagt Karl Steinwender, Initiator von ZweckZwei und Experte für Ökobilanzen unter der wissenschaftlichen Leitung von Wolfgang Pekny. Neben dem ökologischen Aspekt sind auch die regionale Wertschöpfung und soziale Fertigung grundlegende Kriterien bei der Entwicklung von ZweckZwei-Produkten. „Daher haben wir mit dem sozialökonomischen Betrieb der Chance B einen idealen Produktionspartner und mit dem LEBI-Laden einen optimalen Vertriebskanal gefunden – für bestehende, aber auch für neue, andere Zielgruppen“, ergänzt Steinwender.
Steigende Kund:innenfrequenz
Der LEBI-Laden öffnete vor 13 Jahren seine Türen und wird von der Chance B in Kooperation mit der Stadtgemeinde Gleisdorf geführt. Gemäß dem Leitgedanken „versorgen statt entsorgen“ wirkt man der Lebensmittelverschwendung aktiv entgegen: Grundnahrungsmittel, Milchprodukte, Getränke, Brot, Obst oder Gemüse von regionalen Lieferanten werden – solange die Qualität gewährleistet ist – günstig weitergegeben. Der LEBI-Laden versteht sich als Ort der Begegnung, daher kann hier jede:r ohne Einkommensnachweis einkaufen. „Der Preisanstieg bei Lebensmitteln ist auf einem nach wie vor hohen Niveau, die Haushaltskassen der Menschen sind enorm belastet. Vor allem für jene in finanziellen Notlagen spitzt sich die Situation immer weiter zu. Unsere Kund:innen schätzen die reduzierten Preise und setzen mit ihrem Einkauf bei uns ein Zeichen, dass Lebensmittel wertvoll sind.“, erklärt Eva Skergeth-Lopič, Geschäftsführerin der Chance B.
Kein kostendeckender Betrieb
Im LEBI-Laden arbeiten Menschen mit, die am regulären Arbeitsmarkt geringe Chancen haben. Rund 75 Tonnen Lebensmittel werden pro Jahr verkauft. „Für die Abholung der Waren bei den Kooperationspartner:innen braucht es ein geeignetes Fahrzeug mit Kühlung – unsere Mitarbeiter:innen legen damit fast 20.000 Kilometer jährlich zurück. Auch wir spüren die Preisanstiege bei den Energiekosten und zugleich gehen die Warenabgaben zurück“, so Skergeth-Lopič über die aktuellen Herausforderungen. Gerade bei Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Teigwaren und Reis reichen die erhaltenen Waren nicht aus, um den Bedarf zu decken. Das macht es erforderlich, auch immer wieder Lebensmittel zuzukaufen. Um das Konzept des LEBI-Ladens aufrechterhalten zu können, ist man daher laufend auf Spenden angewiesen.
Unmittelbar helfen
Um den Menschen den Lebensmitteleinkauf weiter zu erleichtern, startete die Stadtgemeinde Gleisdorf Anfang November 2022 das Projekt „Gleisdorf isst – mit Ihrer Hilfe“: Aus Spenden werden 5-Euro-Gutscheine produziert, die im LEBI-Laden für Kund:innen aufliegen. Ein Gutschein pro Tag kann sofort und vollkommen unbürokratisch auf einen Einkauf eingelöst werden. Seither wurden über 3000 Gutscheine ausgegeben. „Möglich ist das nur durch die finanzielle Unterstützung der Bürger:innen und Unternehmen. Ich möchte allen für ihre Hilfeleistung sehr herzlich danken. Nur durch ihre Spenden kann mit dieser Aktion vielen Menschen in unserer Region direkt und unmittelbar geholfen werden!“, so der Gleisdorfer Bürgermeister Christoph Stark, der damit den LEBI-Laden als wichtige soziale Einrichtung in der Gemeinde hervorhob.
Nachhaltige Perspektiven
Wie wichtig ein Umdenken in der Produktion und im Konsum für die Zukunft unserer Erde ist, zeigte der Umweltaktivist und Gründer der Plattform Footprint, Wolfgang Pekny, auf: „Würden alle Menschen auf der Erde so ressourcenintensiv leben wollen wie wir in Österreich, bräuchte es fast vier Planeten von der Qualität der Erde, um alle Bedürfnisse befriedigen zu können. Um in Zukunft mit der Kapazität unserer einen Erde auszukommen, sind zwei wesentliche Veränderungen notwendig: es gilt, die Bedürfnisse nach ständigem Mehr an materiellen Dingen zu hinterfragen und wir müssen all das, was wir tatsächlich brauchen – von Nahrung über Bekleidung, Mobilität bis zu einem Dach über den Kopf so energieeffizient und ressourcenschonend wie möglich bereitstellen. Die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft nach dem Vorbild der Natur ist einer der zentralen Schritte am Weg in eine zukunftsfähige Welt, der sofort und überall begonnen werden kann.“
Die Eröffnung des Shop-Bereichs mit Designstücken von ZweckZwei soll erst der Anfang sein. Zukünftig sind im LEBI-Laden verschiedenste Vorträge und Workshops zu Themen rund um Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung geplant. „Wenn daraus neue Initiativen und Designideen entstehen, kommen wir einer nachhaltigen Produktions- und Lebensweise wieder einen Schritt näher“, so Steinwender.
Öffnungszeiten des LEBI-Ladens:
Montag: 09:30 - 13:30 Uhr
Dienstag bis Freitag: 08:30 - 13:30 Uhr
Franz-Josef-Straße 2, 8200 Gleisdorf
www.lebi-laden.at
Spenden für das Projekt „Gleisdorf isst – mit Ihrer Hilfe“:
Chance B - Verein
Raiffeisenbank Gleisdorf
IBAN: AT23 3810 3000 0202 8561;
BIC-Code: RZSTAT2G103
Verwendungszweck „Gleisdorf isst – mit Ihrer Hilfe“
Die Spenden sind steuerlich absetzbar.