09.04.2024
Doris Hiller-Baumgartner über das Essen anno dazumal und die Ernährung von heute
Das neue Diskussionsformat von ZweckZwei ging am 20. März 2024 im LEBI-Laden in die zweite Runde. Die freiberufliche Diätologin Doris Hiller-Baumgartner gab praktische Tipps, wie mit der Kraft des Essens und Trinkens die Gesundheit gefördert werden kann. Denn Essen zählt zu den häufigsten Ereignissen im Leben eines Menschen.
Mit der Diskussionsreihe „Mehr wissen. Bewusster leben.“ lädt ZweckZwei ausgewiesene Fachexpert:innen in den Gleisdorfer LEBI-Laden, um verstärkt für eine achtsame Lebensweise zu sensibilisieren. Dieses Mal drehte sich mit Doris Hiller-Baumgartner alles um die Frage: Isst du noch oder ernährst du dich schon? Die freiberufliche Diätologin beschäftigt sich ausführlich mit dem Essen anno dazumal und hat sich in diesem Zusammenhang intensiv mit Texten von Peter Rosegger auseinandergesetzt. Neben Atmung, Bewegung, Regeneration und Emotion sei die Ernährung eine der fünf Säulen für ein gesundes Leben auf der persönlichen Verhaltensebene. Was wir essen und trinken, beeinflusse die Gesundheit maßgeblich, denn: „Bis zu unserem 80. Lebensjahr essen wir im Schnitt 40 bis 50 Tonnen Lebensmittel“, gab Hiller-Baumgartner zu bedenken.
Kleeblattschema bei Lebensmitteln
Die Lebensmittelindustrie liefere häufig einfache Alternativen, um im Alltag schnell und bequem zu einer Mahlzeit zu kommen, Stichwort Convenience-Food. Im heutigen Ernährungsdschungel sollte man aber zu „ehrlichen“ Lebensmitteln greifen und diese bestmöglich selbst zubereiten: „Das ist jedoch häufig eine Frage des Könnens und Wollens. Bei der Auswahl plädiere ich für das Kleeblattschema: saisonal, regional, zertifizierte Bioprodukte und fair, und das in einem“, so die Diätologin. Den Trend zu Low Carb sieht sie kritisch. Kohlenhydrate seien nicht per se schlecht. Es gehe vielmehr darum, zu welchen Lebensmitteln man greife und wie man sie kombiniere.
Auf Roseggers Spuren
Auf der Suche nach einem Leitfaden hat sich Hiller-Baumgartner mit verschiedensten Schriften Peter Roseggers im Zusammenhang mit der Gesundheit, der Natur und dem Essen beschäftigt. „Rosegger ist unter anderem in Sachen Bauern, Landwirtschaft, Lebensmittel und im Umgang mit Tieren höchst aktuell und weitblickend, seine Denkanstöße bieten eine Möglichkeit für umlegbare soziale Alternativen. So vieles, wie es für uns in unserer heutigen Zeit funktionieren könnte, wurde vor über 150 Jahren geschrieben“, meint die Diätologin. So schreibe Clara Reichner im September 1880 in ihrem Artikel „Nahrung und Ernährung“: „Prüfet Alles und behaltet das Beste.“
Im Einklang mit Natur und Kultur
In all den Diskussionen um „gesund“ oder „ungesund“ sollte eine ethische Grundhaltung die Hauptrolle einnehmen dürfen. Denn jedes Lebensmittel habe, wie wir Menschen auch, eine Geschichte. Man sollte hinterfragen: Woher kommst du, welchen Einflüssen wurdest du ausgesetzt, welche wertsteigernden und wertmindernden Inhaltsstoffe besitzt du und welchem System dienst du? Und: Werden die landesübliche Kultur und Tradition bewahrt oder gehen sie verloren? „Wir sollten gutes Essen und Trinken als hohes Gut mit all seinen Werten begreifen. Wenn wir bei der Auswahl der Lebensmittel den Zyklus der Natur achten, regional nach dem Motto ‚vom Landwirt auf den Tisch‘ einkaufen und so viel wie möglich selbst zubereiten, tun wir auch uns selbst etwas Gutes“, sagt Hiller-Baumgartner.
Wer spezielle Fragen zum diskutierten Thema hat, kann diese auch nach der Veranstaltung direkt an Karl Steinwender unter +43 664 142 98 71 oder office@zweckzwei.at stellen.
Nächster Termin
23.04.2024: „Resilienz – gesund bleiben in herausfordernden Zeiten“ mit Cornelia Hubich-Schmon
Wo: LEBI-Laden der Chance B | Franz-Josef-Straße 2, 8200 Gleisdorf
Teilnahme: freie Spende für den LEBI-Laden, keine Anmeldung erforderlich