• Mag. Michael Longhino, Mag.in Eva Skergeth-Lopič, BM.in Christine Aschbacher, Bgm. Christoph Stark stehen im Hof des ehemaligen Klosters

21.06.2020

Bundesministerin Christine Aschbacher zu Besuch in der Chance B

Am Freitag, den 19.06.2020, besuchte die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend Christine Aschbacher die Chance B in Gleisdorf, um sich selbst ein Bild vom größten Arbeitgeber im Dienstleistungsbereich der Region zu machen und über die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Zeit zu sprechen.

Eva Skergeth-Lopič, Geschäftsführerin der Chance B, stellte zu Beginn die Chance B mit ihremvielfältigen Angebot vor, um sodann die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen – die nicht nur aufgrund der Corona-Krise bestehen – in Verbindung mit den regionalen Lösungsansätzen durch das Chance B Modell für Arbeit zu diskutieren. Nationalratsabgeordneter Bgm. Christoph Stark hatte den Termin mit Frau BM.in Aschbacher nach Gleisdorf gebracht. Am Gespräch beteiligt waren als interessierte Gäste Sozialstadträtin Philippine Hierzer und der regionale Landtagsabgeordnete Andreas Kinsky.

Wie benachteiligte Menschen eine Chance bekommen

Gottfried Walter, Geschäftsstellenleiter des AMS Gleisdorf, erläuterte die aktuelle Situation am regionalen Arbeitsmarkt: Wenn auch die Arbeitslosenquote im Bezirk Weiz mit rund 8% deutlich unter dem Steiermark Vergleich liegt muss seit März 2020 eine enorme Steigerung verzeichnet werden. „Wie wir an den aktuellen Zahlen sehen, hat die Corona-Krise speziell die Situation für Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt nicht einfacher gemacht, weshalb wir ganz stark in den Bereich von vermeintlich arbeitsmarktfernen Personen investieren müssen. Es geht gerade jetzt darum, das zu sichern, was wir mit unseren Partnern wie der Chance B in den letzten 30 Jahren erarbeitet haben“, betont der AMS-Experte. „Dafür muss die Politik natürlich weiter bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen. Was in diese Menschen investiert wird, kommt dreifach, vierfach wieder zurück, weil die erwerbstätigen Personen Steuern zahlen und auch die Wertschöpfung in der Region bleibt!“ Bundesministerin Aschbacher dankte den regionalen AMS-Stellen für die umfassenden Aufgaben rund um die Abwicklung der Kurzarbeit – mit diesem Instrument werden derzeit allein in der RGS-Gleisdorf 7330 Arbeitsplätze gesichert.

Für alle Menschen in der Region Arbeitsplätze mitzugestalten und selbst ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, damit Menschen auch im ländlichen Raum von ihrem eigenen Einkommen gut leben können – das ist die Chance B Vision. „Wer Arbeit hat, fühlt sich als Teil der Gemeinschaft“ war für die Ministerin sogleich ein aussagekräftiges Chance B Motto: gemeinsam mit den Auftraggebern Land Steiermark, Arbeitsmarktservice und Sozialministeriumservice stellt die Chance B diverse Programme speziell für Jugendliche am Übergang von der Schule ins Berufsleben und für arbeitsmarktferne und benachteiligte Erwachsene in der gesamten Östlichen Steiermark bereit.

Ein Erfolgskriterium aus der Chance B-Arbeitsvermittlung brachte Michael Longhino auf den Punkt: „Arbeitgeber*innen in den Unternehmen und Arbeitnehmer*innen, die einen geeigneten Arbeitsplatz suchen brauchen auf beiden Seiten verlässliche Informationen und Individuelle Begleitung. Das ist was unsere Projekte im Chance B Modell leisten können: gemeinsam mit allen Beteiligten suchen wir einen guten Weg durch die verschiedenen Fördersysteme. Es geht uns darum, Menschen, die arbeiten wollen – unabhängig von ihrem Status arbeitsfähig oder nicht arbeitsfähig – in Beschäftigung zu bringen!“ Dabei bilden die Bund – Land Strukturen oder spezielle Zuständigkeiten zwischen AMS und SMS für lernbereite junge Menschen oft scheinbar unüberwindbare Hürden. Es ist erklärtes Chance B Ziel, genau solche Barrieren im Einzelfall zu überwinden. „Das gelingt hier in der Region durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten immer wieder. Wenn wir uns jedoch von der Politik etwas wünschen könnten, dann wäre es die Vereinfachung von hemmenden Regelungen und unübersichtlichen Zuständigkeiten, damit wir noch schneller an unser Ziel kommen“ so Michael Longhino, stellvertretender Geschäftsführer der Chance B.

Firma Hausmasters - ein sozialwirtschaftlicher Modellbetrieb mit Sitz in Gleisdorf

Nationalratsabgeordneter Bgm. Christoph Stark betont gegenüber der Ministerin die Bedeutung der Firma Hausmasters, einem sozialwirtschaftlichen Dienstleistungsunternehmen mit 20 Jahren Bestand. „Mit der Firma Hausmasters schafft die Chance B fixe Dauerarbeitsplätze für jene Arbeitnehmer*innen, die in anderen Unternehmen aufgrund zu hoher Leistungsanforderungen gerade in Zeiten von wirtschaftlichen Krisen gefährdet sind. Es ist schön, so ein Unternehmen in der eigenen Stadt zu haben!“ Im Gewerbebetrieb für Freie Hausbetreuung und DFG-Reinigung haben konstant 80 Menschen, davon 40 Personen mit einer Behinderung ein eigenes Einkommen und sichern sich damit ihren Lebensunterhalt.

Angesprochen auf die unternehmerischen Risiken erläutert Eva Skergeth-Lopič gegenüber der Bundesministerin: „Wie in jedem Dienstleistungsunternehmen geht es zuerst darum, Kunden und Aufträge zu sichern, durch gute Qualität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Der Kunde muss zufrieden sein!“ Und kommt dann auf die besonderen Anforderungen zu sprechen: die einzelnen Arbeitnehmer*innen haben Leistungsschwankungen aufgrund ihrer Beeinträchtigungen, die nicht selten im Verlauf des Arbeitslebens erworben wurden. Für die Produktivitätsausfälle braucht es flexible Lohnförderungen mit verbindlicher Zusage. Und für die Stabilisierung der langfristigen Arbeitsfähigkeit braucht es konstante Sozialpädagogische Begleitung, wie sie im Bereich der Sozialökonomischen Betriebe etabliert sind. „Eine Stelle für einen speziell ausgebildeten Sozialpädagogen direkt am Arbeitsplatz kann so ein Unternehmen nicht erwirtschaften, dafür braucht es eine Förderung.“

In Krisenzeiten flexibler agieren

Für die Zukunft wünschen sich Chance B Geschäftsführerin Eva Skergeth-Lopič und ihr Stellvertreter Michael Longhino mehr Flexibilität betreffend Lohnkostenförderung. „Alle Arbeitgeber*innen erleben das: es kann bei benachteiligten Personengruppen einfach vor, dass die Zuschüsse zu den Lohnkosten nicht immer der Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer*innen entsprechen. Wenn es durch lange Krankheit oder anderen Krisensituationen zu einer dauerhaft reduzierten Produktivität kommt, brauchen die Unternehmen gleichzeitig verlässliche und in der Höhe flexibler gestaltete Lohnkostenförderungen. Nur so kann die dauerhafte Anstellung der Person gewährleistet bleiben und deren Armutsgefährdung verhindert werden!“, kommt es von Beiden unisono.

Bundesministerin Aschbacher dankt für die Einblicke in die oststeirische Praxis

Zum informativen Gespräch wurden zur kleinen Stärkung Snacks und Getränke serviert, die im sozialökonomischen Betrieb der Chance B, dem gut.-Restaurant, sowie in der Bio-Backstube am Chance B Bio-Bauernhof in Labuch zubereitet wurden. Einen Kurzbesuch stattete die Ministerin auch den Mitarbeiter*innen im gut.-Restaurant ab, um sich für die gute Verköstigung zu bedanken.

Zum Abschluss im Chance B Gastgarten unterstreicht die Bundesministerin für Arbeit, Jugend und Familie Christine Aschbacher den sozialen Beitrag, den die Chance B für die Menschen in der Region leistet: „Heute konnte ich mich von Ihrem Engagement überzeugen. Mit der Chance B verfügt die östliche Steiermark über ein Unternehmen, dessen Dienstleistungen direkt bei den Menschen und Familien in der Region ankommen“, so Aschbacher. Die Corona-Krise habe den Arbeitsmarkt schwer getroffen und viele Familien im Land vor große Herausforderungen in der Bewältigung ihres Alltags gestellt. „Mein Anspruch ist es, dort zu unterstützen, wo es am meisten benötigt wird. Umso erfreulicher ist es, dass die Chance B die Menschen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld – sei es in der Familie, am Arbeitsplatz oder in den Gemeinden – unterstützt.“ betont Aschbacher.

Für Chance B Geschäftsführerin Eva Skergeth-Lopič steht in ihrer Funktion als Vorstandsvorsitzende von dabei austria, dem Dachverband für berufliche Integration, voraussichtlich bald wieder ein Treffen mit Ministerin Aschbacher an. Zu den Themen „Ausbildungspflicht bis 18“ und „Inklusiver Arbeitsmarkt“ an der Schnittstelle mit dem Sozialministerium wurde ein Arbeitsgespräch in Wien vereinbart. Danke für den Besuch in Gleisdorf!

Rückfragehinweis:

Sarah Bauernhofer, Chance B Öffentlichkeitsarbeit, sarah.bauernhofer@chanceb.at, 0664 60409 198