• Tag der Inklusion

    Tag der Inklusion

04.05.2020

5. Mai - Mittlerweile schon etwas bekannter als "Tag der Inklusion"

Seit mehr als 30 Jahren setzt sich die Chance B für die selbstverständliche gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein, bringt Konzepte und Dienste in die östliche Steiermark  und forciert die Gestaltung von Inklusiven Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Menschen in der Region.

Im Jahr 1993 riefen die Vereinten Nationen den heutigen „Tag der Inklusion“ ins Leben, um die Öffentlichkeit auf die eingeschränkten Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. Trotz UN-Behindertenrechtskonvention bestehen auch in Österreich – einem gut entwickelten Land mit starken rechtlichen Grundlagen und einer Vielzahl an Leistungen – im Jahr 2020 noch zu viele Barrieren für ein Inklusives Leben für Alle. Und gerade jetzt in Zeiten wie diesen wird das Prinzip Inklusion stark auf die Probe gestellt.

Pressekonferenz von Interessensvertretungen zum 5. Mai 2020
In einer gemeinsamen Pressekonferenz von Österreichischem Behindertenrat, Lebenshilfe Österreich und Bundesbehindertenanwalt Norbert Hofer wurden aktuelle Widersprüche durch die Corona-Anforderungen aufgezeigt: In Corona-Zeiten erleben wir alle, was es heißt, nur eingeschränkt teilhaben zu können. Behinderten Menschen geht es - auch ohne Krise - in ihrem Alltag oft so. Corona hat diesen Umstand verstärkt und stellt Menschen mit Behinderung und deren Angehörige vor besondere Probleme. Viele Sonderlösungen, die zur Reduzierung des Covid 19-Ansteckungsrisikos organisiert wurden, folgen vorrangig dem Schutzgedanken. Menschen mit Behinderung werden allzu leicht wieder ausschließlich als schutzbedürftige Personengruppe definiert und ausgegrenzt. Die mühsam aufgebauten Errungenschaften der Inklusion scheinen damit ins Wanken zu geraten.

Inklusion als Leitlinie - gerade in Zeiten von Corona
Hanna Kamrat, Vizepräsidentin und Selbstvertreterin der Lebenshilfe Österreich macht es deutlich: "Ganz wichtig ist, dass Menschen mit höchstem Unterstützungsbedarf auch in Zeiten wie der Corona-Krise ihre persönliche Assistenz behalten können und dafür ausreichend finanziert sind. Im Bedarfsfall, z.B. bei Quarantäne, sind sie ganz besonders darauf angewiesen von vertrauten Personen wie Angehörigen oder Assistenz begleitet und betreut zu werden". Und weiter:  "Einzel-Isolation in jeder Form, ohne Kontakt zu vertrauten Personen, fördert nicht die Genesung, sondern die Erkrankung. Nicht Isolation sondern Inklusion ist der Schlüssel zur Gesundheit. Das heißt, es müssen geregelte Strukturen und Finanzierungsprogramme für Krisenzeiten speziell auf die Bedarfe der Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf abgestimmt erarbeitet werden. Es braucht genaue Einzelfall-Regelungen, z.B. für Assistenzleistungen mit variablen Stundenkontingenten, wo Erhöhungen jederzeit unbürokratisch und finanzierbar möglich sind."

Inklusion bedeutet heute: gemeinsam entscheiden und an einem Strang ziehen
Einen kritischen Hinweis an die aktuellen „Corona Krisenstäbe“ in Bund und Ländern gibt Herbert Pichler, der Präsident des Österreichischen Behindertenrates: Warum sind Menschen mit Behinderung, ihre Angehörigen und Unterstützer*innen die Letzten auf der Liste? Die Letzten, die Schutzausrüstung erhalten. Die Letzten, die angehört werden. Sie sind die, die in den uns jetzt leitenden Krisenstäben und Expert*innenrunden noch fehlen. "Die Expertise von Menschen mit Behinderungen und ihren Angehörigen muss in dieser Corona-Krise gehört und auf Augenhöhe in Entscheidungen einbezogen werden. Sie halten gerade am meisten Einschränkung, Isolation und Lebensveränderung aus und werden auch weiterhin Durchhaltevermögen zeigen müssen", so Herbert Pichler. Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Behinderung  ganz selbstverständlich mit dazu gehören – mitten in die Gesellschaft, von Anfang an und immer.

Corona-Krisenmanagement – nicht ohne die Beteiligung von Betroffenen
Die Einbindung von Menschen mit Behinderungen und ihren Angehörigen in Krisenstäben, Gremien und Expert*innen-Runden ist die Voraussetzung für ein gelungenes und flächendeckendes Krisenmanagement, welches den Test der Zeit besteht.

In der aktuellen Phase der Öffnung sind alle Beteiligten neu gefordert: es gilt die berechtigten Anliegen nach dem Wiederaufnehmen der Sozialen Beziehungen und nach Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, also die „Rückkehr zur Normalität“ mit dem Anspruch an Risikominimierung in Balance zu halten. „Jetzt sind alle Beteiligten noch einmal neu gefordert: Behörden, Dienstleister und Betroffenenvertreter*innen brauchen einen gemeinsamen Blick auf die Situation, um angemessene Anpassungen in den Leistungen für Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit zu gestalten. Noch einmal mehr als bisher braucht es Individuelle Leistungsangebote und die Möglichkeit und Bereitschaft zu flexiblen Lösungen“, betont Chance B Geschäftsführerin Eva Skergeth-Lopič.

Noch ein weiter Weg zur Inklusiven Gesellschaft
Für die Chance B gilt auch jetzt: der Weg zur Inklusion ist weiterhin das richtungsweisende Prinzip. In allen Fachbereichen in unserem sozial-wirtschaftlichen Modell ist für die verantwortlichen Leitungen und Mitarbeiter*innen klar: es braucht auf die diversen Lebenssituationen abgestimmte Maßnahmen – für das gemeinsame Leben in Vielfalt, auch in Krisenzeiten!

Den „Tag der Inklusion“ nehmen wir uns als Erinnerung und Aufforderung für die Weiterarbeit im Corona-Management. Es braucht wieder mehr Beteiligung und Einbindung der Nutzer*innenperspektive in aktuelle Entscheidungen. Auch bei uns.